Neues aus Sloka                       12.05.2020

Corona-Krise trifft die lettischen Partner hart

Pastor Aivars Gusevs beschreibt die Situation in der Gemeinde Sloka

 

Land Hadeln-Sloka. Die weltweite Verbundenheit der christlichen Gemeinden tue jetzt gut, schreibt Pastor Aivars Gusevs aus Sloka/Lettland! „Wir denken aneinander, wir beten für einander. Das ist wichtig!" In einem Brief, der kürzlich den Partnerschaftsaussschuss des Kirchenkreises Cuxhaven-Hadeln erreichte, berichtet der Geistliche über die Situation in Zeiten der Corona-Krise in Lettland: „Im Vergleich zu den anderen baltischen Staaten hat es uns nicht so hart getroffen: 11 Tote sind zu beklagen. 761 Infizierte gibt es bei 1,92 Millionen Einwohnern." 

Seit 1996 ist der Kirchenkreis mit der Gemeinde Sloka vor den Toren der lettischen Hauptstadt Riga verbunden. Nach der Zeit unter der Sowjetunion bekamen die christlichen Gemeinde einen Aufschwung. Den sieht Gusevs nun in Gefahr.  

Das liegt zum einen an den Regelungen zur Einschränkung der Infizierungen. 

Gottesdienste in der Kirche zu Sloka seien nur mit 25 Personen im Kirchenraum erlaubt. Dazu muß die Mund-Nase-Maske getragen werden. Hochzeiten, Taufen und die Feier des Heiligen Abendmahl sind ganz untersagt. Beerdigungen sind nur im kleinsten Kreis möglich.

„Das hat natürlich Folgen für meine Aufgabe", schreibt der Seelsorger. Die Begleitung der Gemeindeglieder läuft jetzt vor allem auf dem telefonischen Weg, per Mail oder Skype. Das hat zum anderen aber auch ganz praktische Folgen, denn die Einnahmen durch die Sonntagskollekten bleiben aus. „Wir habe unsere Mitglieder schon angeschrieben und um Spenden gebeten. Doch viele sind jetzt auch arbeitslos oder haben Kurzarbeit." Der Seelsorger weiß noch nicht, ob er am Ende des Monats alle Rechnungen begleichen kann. Auch Mieteinnahmen für Seminare in seinem Gemeindehaus fallen weg. „Es sind schwere Zeiten!" Auch für die Partnerschaft kamen schlechte Nachrichten aus dem Osten. Eine geplante Begegnung in Polen - sozuagen auf halber Strecke zwischen Land Hadeln und Sloka, musste abgesagt werden. „Wenn möglich, wird eine Gruppe von uns Ende August nach Sloka reisen, um die Partner zu unterstützen", sagt Pastor Bert Hitzegrad vom Partnerschaftsausschuss, „aber ob wir bis dahin zur Normalität beim Reisen zurückgekehrt sind, ist fraglich."

 

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20 Jahre Partnerschaft mit Sloka

© NEZ: 14.07.2016

KREIS CUXHAVEN. Zum Jubiläum der Partnerschaft mit der lettischen Kirchengemeinde Sloka reiste eine Delegation aus dem Cuxland zum Ligo-Fest.

„Eine Partnerschaft zu gründen ist sehr viel leichter, als diese über lange Jahre fortzuführen und mit Inhalt und Leben zu füllen.“ Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums zwischen der lettischen Kirchengemeinde Sloka und dem Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln fand Erzbischof Janis Vanags anerkennende Worte.

Das Oberhaupt der evangelisch-lutherischen Kirche in Lettland würdigte die lange Zeit der Verbundenheit in einem Festgottesdienst in Sloka. Bereits 1996 wurde die Partnerschaft zwischen der Kirchengemeinde Sloka vor den Toren Rigas und dem ehemaligen Kirchenkreis Land Hadeln geschlossen. Superintendent Fritz Brand war damals die treibende Kraft. Eine Delegation aus dem Kirchenkreis hatte die lettische Kirchengemeinde besucht, die wenige Jahre nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion am Blühen war. Damals stand vor allem die Arbeit mit Kindern im Mittelpunkt.

Mit viel Beteiligung aus dem Westen wurde deshalb unter anderem ein Gemeindehaus, die „Sonntagsschule“ namens „Brinums“ (Wunder) gebaut. „Damals stand vor allem die materielle Hilfe und die Unterstützung der Partnergemeinde in Mittelpunkt“, erinnert sich Pastor Bert Hitzegrad im Rückblick auf die Anfänge. „Für viele Menschen in unserer Region war es auch eher eine Patenschaft“, sagt der Cadenberger Geistliche, der auch der ersten Delegation angehörte und seitdem den Partnerschaftsausschuss des Kirchenkreises, zu dem mehr als 30 Engagierte gehören, leitet.

Für die Ausschussmitglieder ist die Partnerschaft wie eine Brücke zwischen Ost und West. Vor allem durch jährliche Begegnungen und die regelmäßigen Partnerschaftsgottesdienste, zu denen es einen Predigtaustausch zwischen Sloka und den Gemeinden des Kirchenkreises gibt, machen die Partnerschaft zu einer „Partnerschaft auf Augenhöhe“. Ende Juni war wieder eine Delegation aus dem Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln in Sloka, um das Jubiläum zu feiern, aber auch das lettische Johannesfest –„Ligo“. Mit 17 Personen war es eine große Gruppe, die sich auf den Weg gemacht hatte, darunter auch fünf Jugendliche, die der „alten Partnerschaft“ eine frische und junge Note gaben. Besonders die Jugendlichen staunten über die Traditionen zum Ligo-Fest, das die Frauen mit Blütenkränzen und die Männer mit Eichenkränzen auf dem Kopf feiern. Viel Gesang gehört dazu, lettisches Bier und Ligo-Käse mit viel Kümmel. In der Nacht wird ein Feuer angezündet und man geht erst ins Bett, wenn die Sonne am 24. Juni wieder aufgeht.

Viele Begegnungen

Pastor Aivars Gusevs, der Geistliche der Partnergemeinde in Lettland, hatte mit seiner Gemeinde für die Gäste ein Gemeindefest organisiert, das zu den vielen Begegnungen in der Geschichte der 20-jährigen Partnerschaft zählt. In dieser Zeit sind viele Freundschaften und persönliche Beziehungen entstanden. Inzwischen ist es selbstverständlich, dass bei den Begegnungen die Gäste bei den Gastgebern in den Privathäusern untergebracht werden. An den Familientagen sind Gäste und Gastgeber unterwegs und zeigen sich gegenseitig ihr Land und die Besonderheiten der Region.

Bei der Begegnung Ende Juni war der Jubiläumsgottesdienst mit dem Erzbischof der Höhepunkt. Für die Besucher aus dem Westen war schon der Blick auf den festlich gekleideten Kirchenobersten eine Freude: Die lettische Kirche orientiert sich stark an der schwedischen Kirche und deshalb tragen die Geistlichen in Lettland farbige Chorgewänder entsprechend der Kirchenjahreszeit. Der Bischof trägt dazu einen Bischofsstab, der ihm aus Schweden geschenkt wurde.

Erzbischof Vanags würdigte in seiner kurzen Ansprache die lange Partnerschaft zwischen der Kirchengemeinde Sloka und dem Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln. Viele Partnerschaften seien in den ersten Jahre nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion entstanden, aber nicht viele waren so kontinuierlich verbunden und lebendig geblieben wie diese. Der Erzbischof, der die Gäste aus Deutschland auf Deutsch begrüßte, ließ es sich nicht nehmen, die Predigt in diesem Gottesdienst zu halten, dann jedoch auf Lettisch.

Das nahm Pastor Bert Hitzegrad in seinem Grußwort auf und erinnerte daran, das auch „Partner in der Ehe sehr verschieden sind“. Die Sprache, vor allem die lettische Sprache, sei immer noch eine große Hürde für die Gäste aus Deutschland. Dagegen sprechen viele Letten gerade aus der älteren Generation relativ gut Deutsch.

Keine Frau im Pastorenamt

Bei den Unterschieden, die befremdlich sind, nannte Hitzegrad die Tatsache, dass in Lettland noch immer keine Frauen für das Priesteramt ordiniert werden. Erst 14 Tage vor dem Jubiläumsgottesdienst in Sloka hatte die Synode sich gegen die Frauenordination ausgesprochen und dies auch in die Kirchenverfassung aufgenommen. Bert Hitzegrad sprach deutlich das Unverständnis über diese Entscheidung an. In einer Gesellschaft, in der Mann und Frau gleichberechtigt sind, gehöre diese Auffassung auch in die Kirche. Und er betonte, dass es viele gute Erfahrungen mit Frauen auf der Kanzel und als Seelsorgerin gäbe. „Wir bleiben darüber im Gespräch“, sagte der Partnerschaftsbeauftragte des Kirchenkreises „und bleiben trotz aller Unterschiede partnerschaftlich verbunden.“

Um dieses Miteinander zu unterstreichen, eine Partnerschaft, in der man die Freuden, aber auch die Lasten miteinander trägt, überreichten die Gäste zwei bronzene Engel, jeweils mit einem Flügel und dem Hinweis: „Nur wenn die Engel sich umarmen, können sie fliegen.“ (red)

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