Immer noch keine staatliche Rettung
Die Seemannsmission unterstütze die zivile Seenotrettung, die insbesondere gefragt sei, „solange es keine ‚gute‘ staatliche Rettung gibt“. Manchmal kämen die Retter jedoch zu spät, würden behindert oder sogar angegriffen. „Es kommt auch vor, dass bei der Rettung nicht alle gerettet werden können oder dass an Bord der Rettungsschiffe Menschen versterben“, sagte Ristau. In solchen Momenten sei eine seelsorgliche Betreuung besonders wichtig. Grundsätzlich seien die Mitarbeitenden der Seemannsmission mit verschiedensten Themen konfrontiert. Beispielsweise sei der Krieg ein Thema, wenn Seeleute aus der Ukraine von der Zerstörung ihrer Heimat und von verstorbenen Verwandten berichteten. An Bord erlebe man die unterschiedlichsten Dinge, etwa nach plötzlichen Todesfällen, Unfällen, schweren Unwettern oder Bränden. „Die Seeleute übernehmen alle Aufgaben. Sie sind Feuerwehr und Rettungsdienst“, erklärte der Experte.
Die Seemannsmission wolle auch die internationale Zusammenarbeit verstärken. „An vielen Orten werden die Seeleute vergessen“, kritisierte Ristau. Derzeit sei eine Zusammenarbeit mit der britischen Seemannsmission geplant, um auf beiden Seiten des Panamakanals seelsorgliche Angebote aufzubauen. Eine gute Vernetzung mit den Hafenbehörden, Reedereien und Gewerkschaften sei sehr wichtig: „Wir sind einer sehr speziellen, abgeschotteten, abgeschlossenen Welt unterwegs“. Es gelte, verschiedene Vorschriften aus unterschiedlichen Ländern zu kennen und zu beachten.
Was die Seemannsmission macht
Die Deutsche Seemannsmission ist eine evangelische Seelsorge- und Sozialeinrichtung für Seeleute. Sie kümmert sich seit 137 Jahren um die seelische Gesundheit von Seeleuten. Auch die Ökumene sei wichtig, fügte Ristau hinzu. Die Seemannsmission sei für Seeleute aus allen Religionen und Kulturen da und arbeite mit anderen christlichen Organisationen zusammen, zum Beispiel mit der katholischen Seemannsmission Stella Maris.
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